CoRE-NRW - Connecting Research
            on Extremism in North Rhine-Westphalia
            Netzwerk für Extremismusforschung
            in Nordrhein-Westfalen

Die Erforschung von Phänomenen im Themenbereich „Extremismus“ ist hochgradig heterogen. Das gilt im Speziellen auch für Fragestellungen, die den gewaltbereiten Salafismus berühren. Die mit diesem Problemfeld befassten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stammen aus verschiedenen Disziplinen, verfolgen unterschiedliche Erkenntnisinteressen und wenden eine große Bandbreite an Methoden an. ...
Perspektivisch reichen diese von der individuellen Mikro-Ebene (z. B. qualitativ dichte Beschreibung individueller Biographien; Diagnose psychischer Störungen) über die gruppenbezogene Meso-Ebene (z. B. ethnographische Erkundung und Kartographierung radikaler Milieus) bis hin zur gesellschaftlichen oder sogar globalen Makro-Ebene (z. B. quantitativ-statistische Erhebung und Auswertung von Daten; Befassung mit größeren politischen Konflikt-konstellationen). CoRE-NRW stellt die wissenschaftlichen Projekte in NRW und darüber hinaus, die Forschenden und die erschienenen Publikationen vor.
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Ideologien

Der extremistische Salafismus ist eine religiös-begründete Ungleichwertigkeitsideologie, die auf einer radikal-fundamentalistischen Auslegung des Islams beruht und unterschiedliche Strömungen hinsichtlich der Interpretation, individuellen Lebensführung unddem gelebten Verhältnis zur Gesellschaft aufweist. Einen radikalen und gewaltsamen Umsturz gesellschaftlicher Verhältnisse streben jedoch nur die sogenannten Dschihadisten an, die nur einen kleinen Teil der Anhänger des Salafismus ausmachen. ...
Nebendem Schwerpunkt auf den extremistischen Salafismus rücken auch andere Ungleichwertigkeitsideologien aus Phänomen-übergreifender oder vergleichender bzw. abgrenzender Perspektive in das Blickfeld von CoRE-NRW. Insbesondere Formen des Rechtsextremismus werden aufgrund der hohen gesellschaftlichen Relevanz, der Bedrohungslage durch Rechtsterrorismus sowie im Hinblick auf sich gegenseitig verstärkende Bezugnahme zum extremistischen Salafismus mit aufgegriffen. Darüber hinaus ist CoRE-NRW auch offen für Bezügeund Erkenntnistransfers aus Forschung zu weiteren Formen des Extremismus.
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Forschungsebenen

Die wissenschaftliche Forschung zu extremistischen Bewegungen beschäftigt sich zu weiten Teilen mit Prozessen der Radikalisierung, also der individuellen Hinwendung zu extremistischen Einstellungen und/oder Handlungsmustern. Jeder Radikalisierungsprozess, egal welcher Form, ist multifaktoriell und abhängig vom Vorhandensein bestimmter Bedingungen und Einflüsse. Radikalisierung ist aber nicht einfach die Summe bestimmter Faktoren, sondern das Produkt ihres individuellen, kontigenten Zusammen- und Aufeinanderwirkens über einen Zeitraum hinweg ...
Dennoch lassen sich einige Schlüsselfaktoren identifizieren, die in Radikalisierungsprozessen eine entscheidende Rolle spielen können. Diese können auf einer individuellen Mikroebene, einer gruppenspezifischen Mesoebene und einer gesellschaftlichen Makroebene verortet werden. Allen Forschungsebenen ist gemein, dass sich die Radikalisierungsforschung aufgrund der Komplexität des Gegenstands und des schwierigen Zugangs zum Forschungsobjekt auf eine nur dünne empirische Datengrundlage berufen kann.
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Praxisrelevanz

Die Gegenmaßnahmen gegen Extremismus und Radikalisierung werden als Prävention und Deradikalisierung bezeichnet. Neben der Erforschung der Frage, warum und unter welchen Umständen es zu einer Radikalisierung kommt, ist für Sicherheitsbehörden und Gesellschaft die Herausforderung entscheidend, wie mit extremistischen Phänomenen umgegangen werden kann. Hier gilt es zunächst, die Problemlage genau zu bestimmen. ...
Soll die Gegenmaßnahme etwa einer kognitiven Radikalisierung entgegenwirken, indem sie die Weltanschauung und das Glaubenssystem eines Einzelnen beeinflusst? Das wäre womöglich problematisch, da eine solche Maßnahme in die Glaubens- und Meinungsfreiheit des Einzelnen eingreifen könnte, soweit sie vom Grundgesetz und der geltenden Rechtsprechung geschützt ist. Was ist dann mit „Prävention“ und „Deradikalisierung“ gemeint?
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