Dem Internet kommt in Radikalisierungsprozessen eine besondere Bedeutung zu. Junge Menschen verbringen viel Zeit in sozialen Netzwerken und beziehen einen Großteil ihrer Informationen aus dem Internet. Die salafistisch-dschihadistische und die rechtsextreme Szene sind seit einigen Jahren sehr erfolgreich darin, professionelle Angebote und Netzwerke über Plattformen und soziale Medien zu gestalten.
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In verschiedenen Formaten sprechen sie gezielt Jugendliche an. Die medialen Angebote zeichnen sich dabei stilistisch und inhaltlich durch große Vielfalt und Kreativität aus. Je nach Zielgruppe und Diskursbezug propagieren sie eine emotional und/oder intellektuell ansprechende virtuelle Erlebniswelt. In Kombination mit offline-Kontakten kann diese als ein wichtiger Katalysator im Radikalisierungsprozess wirken.
Jedoch darf die Rolle des Internets auch nicht überbewertet werden. Eine reine Online-Radikalisierung ist eher die Ausnahme als die Regel. Meist vollzieht sich die Hinwendung zu einer extremistischen Szene im Wechselspiel zwischen realen und virtuellen Welten, die in der Lebenswirklichkeit junger Menschen auf das engste miteinander verknüpft sind. Selbst der zurückgezogene, sozial isolierte Einzeltäter sieht und empfindet sich als Teil einer globalen Bewegung, die seine Zielgruppe darstellt. Dies zeigt sich besonders in der neuartigen, an die Gamer-Szene erinnernde „Performance“ der jüngsten Gewalttaten, in denen die Täter sich in Ego-Shooter-Manier inszenieren und in Online-Foren ihre Botschaften posten.
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