Auf der politischen Ebene kann Radikalisierung im Kontext verschiedener Konfliktkonstellationen über die normative, soziale und rechtliche Ordnung der Gesellschaft verstanden werden. Am Anfang eines Radikalisierungsprozesses steht
häufig die Wahrnehmung einer gesellschaftlichen Schieflage oder Ungerechtigkeit. Wie Forschungen zeigen, spielt hier weniger die absolute Deprivation des Betroffenen (z. B. Armut) eine Rolle, sondern die empfundene relative Deprivation, also die Bevorzugung einer anderen gesellschaftlichen Gruppe zu Lasten der Eigenen.
...
Wahrgenommene Diskriminierungserfahrungen könnten so den hohen Anteil von Jugendlichen mit muslimischem Migrationshintergrund in der extremistisch-salafistischen Szene erklären. Tatsächlich ist es eben der Salafismus, der diesen Jugendlichen ein plausibles Narrativ für die empfundene Ungerechtigkeit anbietet, nämlich der weltweite Krieg des „Westens“ gegen die muslimische Gemeinschaft, gegen den es sich zu wehren gelte.
mehr