Der Salafismus ist eine islamische Lehre, die alle Bereiche des gesellschaftlichen und privaten Lebens umfasst. Der Name – im Arabischen Salafiyya – leitet sich von den ersten Muslimen ab, den salaf as-salih, also den „frommen“ oder „rechtschaffenen Altvorderen“, die während oder kurz nach der Zeit des Propheten Mohammed lebten. Der Kern salafistischen Denkens beruht auf der Annahme, nur diese Gründergeneration habe den Koran und die Sunna wahrhaftig ausgelegt. Salafisten orientieren sich folglich an der Vorstellung einer als einzig authentisch empfundenen Frühphase des Islam.
...
Die Islamwissenschaft weist darauf hin, dass der Salafismus viele verschiedene Formen annehmen kann. Gemeinhin wird zwischen dem quietistisch/puristischen, dem politischen und dem dschihadistischen Salafismus unterschieden, obwohl die Typologie sich kaum trennscharf auf die Realität der Anhänger des Salafismus anwenden lässt. Während die quietistischen/puristischen Salafisten den Anspruch der Annäherung an das Vorbild der Altvorderen nur auf ihre eigene Lebensweise übertragen, verfolgen politische Salafisten einen auf den Wandel der Gesellschaft ausgerichteten Aktivismus. Dieser kann durchaus eine gewaltlose und legalistische Form annehmen.
Dschihadisten wiederum wollen die Umwälzung auf gewaltsamem Wege erreichen. Die dschihadistische Ideologie ist global und lehnt jegliche Form weltlicher Ordnung ab. Feindbilder sind neben den westlichen und heimischen Regierungen, vor allem jene, die als „Kufr“ (Ungläubige) bezeichnet werden. Dieses Instrument der Abwertung betrifft insbesondere andere Muslime. Wer nicht den Glaubensinhalten und -Praktiken der Dschihadisten folgt, lebe einen fehlgeleiten Islam und stehe damit gegen die Ordnung Gottes.
mehr